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Theateradaptionen

Prinz Eisenherz auf der Theaterbühne: Bühnenbearbeitungen des Fosterschen Epos

2011 fand Prinz Eisenherz den Weg auf die Theaterbühne - und das gleich zweimal: am 11.1.2011 in der Schauburg München, und am 11.6.2011 im Hessischen Staatstheater Wiesbaden.

Kritik aus dem Webmart-Forum zur Wiesbadener Inszenierung vom Webmaster:
Gestern abend (Samstag, 11. Juni 2011) war es soweit: Premiere und Uraufführung im Kleinen Haus des Staatstheater Wiesbaden von »Prinz Eisenherz« von Daniel Heßler.
Zusammen mit meiner Frau und Axel nahmen wir erwartungsfroh unsere Plätze ein. Die Bühne wurde ausgefüllt von einem Buchcover mit dem Portrait unseres Helden. Und dann ging es los: während das Buch aufgeschlagen wurde und links die Namen der Foster'schen Protagonisten erschienen, während auf der rechten Buchseite einige Zeichnungen von PE und Aguar gezeigt wurden, ertönte aus dem Off die Prophezeiung Horrits, die leider durch den Applaus der von dieser genialen Umsetzungsidee begeisterten Zuschauer übertönt wurde. Gleichzeitig purzelte ein schlaksiger PE auf die Bühne.
Die erste Szene gab im Dialog zwischen Vater und Sohn bereits die Unruhe und Getriebenheit vor, die fortan das Stück bestimmen sollte. Allerdings nicht in unheilsschweren Worten, sondern mit Dialogwitz und eigentlich komödienhaft, was mir anfangs etwas Schwierigkeiten bereitete. Aber im Fortlauf der 90 Minuten ohne Pause konnte ich zum Glück meinen Fosterschen Werkblick ablegen und mir sagen: ja, so könnte Foster das auch gemeint haben!
Zurück zur Handlung: Heßler reduzierte die ersten 434 Seiten auf das Wesentliche und erläuterte den Fortgang der Handlung durch die neugeschaffene Figur des Minnesmann, der in seinen Gesängen kommentierte und ergänzte. Minne und der Ehrgeiz, Ritter zu werden, bestimmten PEs Schritte nach Camelot („König Arthur, der unter dem Drachenschild zu Camelot das ganze Land regiert, die Schurken jagt, die Damen ehrt, Gesetz, Gerechtigkeit und Frieden bringt.“), wo er in Begleitung Gawains (in Gestus und Habitus kongenial getroffen, als sei er direkt aus Fosters Seiten gestiegen) auf Arthur und Lancelot trifft. Fortan als Gawains Knappe trifft er auf Ilene, Arn (der im ersten Auftritt wie Otto Waalkes wirkt) und die aus den Büchern bekannten Feinde.
Und damit sind wir beim nächsten Highlight dieser Inszenierung: während die immer wechselnden beweglichen Buchseiten mit Versatzstücken der bekannten Zeichnungen das Geschehen auf der Bühne ergänzen, entfaltet sich in den toll choreographierten Kampfszenen Dynamik und Spannung, die aber immer wieder durch humorvolle Einsprengungen gelöst wird. Schauspielerisch wird hier eine Menge verlangt: während Arn sich von PE verabschiedet, taucht er in der nächsten Szene in der Dundornschlucht als Wikinger auf, der das singende Schwert in der Hand PEs kennenlernt. Und so verkörpern die Schauspieler ganze Horden von Wikingern, Sachsen und Hunnen. Höhepunkt ist die vom Minnesänger kommentierte Schlacht um Andelkrag.
Die dem Tod Ilenes und dem ersten Treffen mit Aleta folgenden Abenteuer werden geschickt verkürzt auf einer Buchseite dargestellt. Der zweite Teil des Abends gehört Aleta und PE. Wunderbar und mit viel Humor wird diese Liebesgeschichte dargestellt, und mit dem ersten Kuss von Seite 434 findet dieser Bühnenabend seinen Abschluß.
Heßler versteht es, die Fülle der Abenteuer der ersten acht Foster'schen Jahre auf Wesentliches zu konzentieren und schafft ein Werk, das auch Theaterbesucher ohne Kenntnis der Vorlage verstehen und genießen können. Die Kostüme entsprechen 1:1 dem Original. Das Bühnenbild durch ein überdimensioniertes Buch zu ersetzen, das auf allen Seiten Foster'sche Skizzen übernimmt und durch aufklappbare Elemente immer wieder überrascht, war die Idee schlechthin, was das Premierenpublikum immer wieder durch überraschtes Raunen quittierte.
Lang anhaltender Applaus für Schauspieler, Regisseurin, Autor, Kampfchoreograph und die Technik hinter der Bühnen beendeten diesen Theaterabend im Kleinen Haus.
Wer von Euch es einrichten kann: kommt nach Wiesbaden und lasst Euch auf diese Art der Inszenierung ein!
Dazu noch eine Anmerkung von Achim aus dem Forum:
habe mir gerade die Fotos von der Premiere (auf der HP des Theaters) angesehen: Super! Was mir besonders auffiel und in dieser Form wohl einmalig ist: Die haben die typischen Zeichenelemente klassischer Comics - Outlines und Schraffuren - sowohl beim Make-up der Schauspieler als auch bei deren Kostümen übernommen! Optisch genialer kann man einen Comic wohl nicht real umsetzen. Mal sehen, ob ich einen Besuch in Wiesbaden einplanen kann …
Kurzkritik aus dem Webmart-Forum zur Münchner Inszenierung vom Webmaster:
Endlich habe auch ich es geschafft: mir die beiden ersten Prinz Eisenherz Theaterstücke in der Münchener Schauburg anzusehen.
Ganz kurz meine Eindrücke:
- Während der erste Teil sehr nah an der Vorlage bleibt, aber dennoch eigene Elemente einbringt (genial: die Vorstellung der »Helden« der Tafelrunde!), betont Teil zwei ganz deutlich das Thema „Zeit“ und löst sich von der Vorlage, ohne sie aus den Augen zu verlieren.
- Die Nutzung von Puppen im Zusammenspiel mit der Musik eröffnet die Möglichkeit, vielen Foster'schen Figuren Raum zu geben.
- Die Stimme des Schauspieler, der diese Rollen spricht, bleibt im Gedächtnis! Toll: seine Performance als Aguar!
- Momente, die emotional berühren: die 9 Minuten Dunkelheit zu Beginn von Teil 1; der Kampf gegen den Roten Ritter; die Seilszene zu Finsterwald.
- Es ist sehr zu wünschen, daß die Texte veröffentlicht werden (auch die der Intermezzi in der Probenbühne): zu den Schwerpunkten »Held« und „Zeit“ finden sich gerade im zweiten Teil Passagen, die man durchaus nachlesen sollte. Prädikat: wertvoll!
Ich freue mich schon auf Teil 3!

Links:
Bilder, Presse und Video aus dem Staatstheater Wiesbaden aus Sicht der Regisseurin Caroline Stolz
Bilder, Presse und Video aus dem Staatstheater Wiesbaden aus Sicht der Bühnenbildnerin Lorena Díaz Stephens
Würdigung der Wiesbadener Inszenierung in der Presse
Schauburg München: Prinz Eisenherz Teil 1
Schauburg München: Prinz Eisenherz Teil 2
Schauburg München: Double-Feature Teil 1 & 2
Schauburg München: Die Suche nach dem Gral
YouTube Kanal der Schauburg München
Kritik zu Teil 1 der Münchener Inszenierung
Kritik zu Teil 1 der Münchener Inszenierung
Anmerkungen zum 2. Teil der Münchener Inszenierung
Kritik zu Teil 3 der Münchener Inszenierung
Kritik zu Teil 3 der Münchener Inszenierung

  • Anmerkung:
    Hat Peer Boysen, der Autor der Münchener Inszenierung, sich schon 2005 mit Prinz Eisenherz beschäftigt? In einer Kritik zu Boysens Händel-Inszenierung von »Rodelinda« in Halle bei den Händelfestspielen 2005 ist die Rede von bunten, historisierenden Kostüme, die aussehen als wären sie für eine ‘Prinz Eisenherz’-Verfilmung entworfen. Oder brachte ihn erst diese (negative) Kritik dazu, sich mit dem Epos zu beschäftigen? Eine Frage, die nur Boysen beantworten kann!
    Quelle: Überflüssige Händelproduktion in Halle - Langweiliges Langobardien
in Arbeit

siehe auch: Verfilmungen

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theateradaptionen.txt · Zuletzt geändert: 18.07.2023 13:28 von admin